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Ghana
Es war früh am morgen und Okorma lag noch auf ihrer Strohmatte. Sie räkelte sich. Mit einer Tasse Wasser spülte sie sich den Mund aus. Die Schule würde bald beginnen. Aber vorher bat ihre Mutter sie noch, Wasser vom Fluss zu holen. Die ganze Nachbarschaft besorgt ihr Wasser für alle Aufgaben des Haushalts aus diesem Fluss.
Am Flussufer putzt sie sich mit einem Kaustock die Zähne, während der Topf noch auf ihrem Kopf balanciert. Sie geht schnell, um möglichst weit oben am Fluss Wasser zu holen, wo es weniger schlammig und weniger durch Seife und Tiere verschmutzt ist. An einer Stelle, an der man auf glitschigen Steinen weiter in die Mitte des Flusses kommt, wo das Wasser sauberer ist, muss sie in einer Schlange warten. Einer nach dem anderen versucht so weit wie möglich in die Mitte des Flusses zu kommen, um mit seinem Topf Wasser zu schöpfen.
Während Okoma nach Hause geht trifft sie viele Freunde. Sie Fragen, ob sie die Hausaufgaben gemacht hat und ob viele Leute am Fluss sind. Trotzdem kommt sie rechtzeitig nach Hause um die Kochtöpfe und andere Dinge des Haushalts zu waschen. Mit einem kleinen Topf nimmt sie sich auch etwas Wasser um sich für die Schule zu waschen. Das geschieht einfach draußen vor dem Haus, wo alle vorbeigehen. Schnell zieht sie sich an.
Weil Okorma ein sehr verspieltes Kind ist, muss sie ihre Schuluniform oft waschen. Leider hat sie nur eine einzige, denn ihre Eltern haben kein Geld für eine zweite. Es gibt erst dann eine neue Uniform, wenn sie abgetragen und zu klein ist.
Ihre Kleidung waschen Okorma und ihre Freunde immer Samstags am Fluss. Dann wird auch richtig gebadet. Genau wie es das gesamte Dorf macht. Eines Tages klagt Okorma bei Sonnenuntergang über Bauchschmerzen. Sie hatte eine Kürbisschale Wasser direkt aus dem Fluss getrunken. Sie begann zu zittern, zu erbrechen und musste immer wieder eilig auf die Toilette. Ihre Eltern halfen dem geschwächten Mädchen. Sie gaben ihr „Ayilor“ (eine Mischung aus Tonerde und Wasser), aber die Situation entwickelte sich von schlecht zu schlechter.
Schnell brachten ihre Eltern sie ins Krankenhaus zur Untersuchung. Cholera war die Diagnose. Es ist ein Tabu am Dienstag Wasser aus dem Fluss zu nehmen, besonders für Mädchen. Weil ignorante Menschen von nah und fern des Flusses in ihm baden, Kleidung waschen, pinkeln, schwimmen, Müll entsorgen, ihr Vieh tränken, Kühe und Schafe in den Fluss urinieren ist der Fluss giftig geworden. Er beeinträchtigt die Gesundheit der Menschen und der Tiere. Aber weil alle traditionellerweise glauben, dass der Tod von den Göttern für menschlichen Ungehorsam gesendet wird, ändert niemand etwas. In dem Dorf gibt es keine andere Quelle für sauberes Trinkwasser. Selbst die, die besorgt sind über die Wasserqualität, müssen weiter ihr Wasser aus dem Fluss entnehmen. Von Trinkwasserleitungen, die die Städte versorgen, sind die ländlichen Regionen weit entfernt. Schuld daran ist die Ghana Water Company. Es ist ihre Aufgabe, Wasser gleichmäßig an alle Menschen zu verteilen, egal wie weit diese von den Städten weg wohnen.
Okorma wurde von ihren Eltern zu Verwandten nach Accra gebracht. Hier in der Stadt gibt es angeblich sauberes Wasser. Aber nachdem sie einen Becher getrunken hat, bekam sie wieder Durchfall. Die meisten Stadtteile haben keine Garantie für sauberes Wasser. Die Leitungen haben offene Bereiche, an denen viele Abfälle der stark verseuchten Umwelt eindringen. Ob Okorma überlebt? Ihre Geschichte endet zumindest hier.
Rachael Okorma Sackey (13, Accra)
(Übersetzung: Andreas Joppich)